Auf den Spuren der Sammlung ostasiatischer Kunst
Peking, Xi’an und Chenlu – an diese Orte in China führt eine Kunst-Reise vom 26. Juni bis zum 6. Juli 2024 Josefine Glöckner, Museumsleiterin der Museen Schloss Aschach. Organisiert wurde die Reise vom Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen. Die 10-köpfige Reisegruppe, bestehend aus Wissenschaftlern, Wissenschaftlerinnen sowie Leitern und Leiterinnen von Kultur- und Bildungseinrichtungen, begab sich während dieser Zeit an kulturhistorisch bedeutende Orte der chinesischen Kunstgeschichte sowie Orte zeitgenössischer Kunst. Dabei standen der Austausch mit Wissenschaftlern, Wissenschaftlerinnen und Kunstschaffenden vor Ort sowie die Vernetzung im Vordergrund.
Peking: Weltkulturerbestätten soweit das Auge reicht
Die ersten vier Tage verbrachte die Gruppe in der Hauptstadt Chinas, Peking. Sie ist die zweitgrößte Stadt des Landes und das politische und kulturelle Zentrum.
Hier besuchte die Gruppe Einrichtungen wie die Central Academy of Fine Arts oder das National Museum of China. Auch bekannte Weltkulturerbestätten wie der Himmelstempel und die Große Mauer standen auf dem Exkursionsprogramm.
Ein Highlight war die Besichtigung der Verbotenen Stadt. Die chinesischen Kaiser lebten und regierten bis zur Revolution 1911 dort. Da der einfachen Bevölkerung der Zutritt verwehrt war, erhielt die Palastanlage den Namen „Verbotene Stadt“. Hier konnte Museumsleiterin Josefine Glöckner die kaiserlichen Porzellane in Augenschein nehmen, unter denen sich auch Vergleichsstücke zu Objekten der ostasiatischen Sammlung der Museen Schloss Aschach
befinden. Unweit der Verbotenen Stadt waren einst die Gesandtschaften untergebracht. Hier lebte auch Karl Graf von Luxburg (1872-1956) während seiner Tätigkeit als Gesandter für das Deutsche Kaiserreich Anfang des 20. Jahrhunderts. Von seiner Zeit in China brachte er zahlreiche kunsthandwerkliche Stücke wie Porzellanvasen und -teller mit. Noch heute zieren die Stücke die einstigen Wohnräume der gräflichen Familie im Graf-Luxburg-Museum.
Am letzten Tag begab sich die Gruppe in einem Künstlerdorf außerhalb der Metropole und im berühmten Künstlerviertel 798 im Nordosten Pekings auf die Spuren zeitgenössischer Kunst.
(© Museen Schloss Aschach, Sammlungsbestand)
Xi’an: Hauptstadt einstiger Königreiche
Am sechsten Reisetag ging es mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Xi’an, die Hauptstadt der chinesischen Provinz Shaanxi. Xi’an hat eine über 3000 Jahre alte Geschichte. Unter dem Namen Chang’an war die Stadt während verschiedener Dynastien über tausend Jahre die Hauptstadt Chinas und Ausgangspunkt der berühmten Seidenstraße.
Xi’an hat die größte nahezu vollständig erhaltene Stadtmauer des Landes. Die 10-köpfige Reisegruppe nutzte am ersten Abend die Gelegenheit für ein ganz besonderes Abenteuer: Mit dem Fahrrad machte sie eine Tour auf der Stadtmauer.
Und auch in dieser Stadt stand wieder eine Weltkulturerbestätte auf dem Programm: Die Besichtigung der weltberühmten Terrakotta-Armee. Die Armee ist Teil des Mausoleums Qín Shǐhuángdìs, das für den ersten chinesischen Kaiser Qín Shǐhuángdì (259 v. Chr.-210 v. Chr.) erbaut wurde.
Chenlu: Wo seit über 1000 Jahren die Flammen der Keramiköfen brennen
Die letzte Station der Reisegruppe war die Töpferstadt Chenlu und deren Umgebung. Dabei ging man gemeinsam der Geschichte und Herstellung von Keramik auf den Grund. In Chenlu wird seit 1400 Jahren Keramik produziert. Während einst in jedem Haus ein Keramikofen betrieben wurde, befinden sich bis heute noch circa 40 aktive Brennöfen in der Stadt. Hier
werden in Handarbeit nach traditioneller Technik und mit traditionellen Dekoren Keramiken hergestellt. Höhepunkt war der Besuch des Keramikmeisters Wang, der zum immateriellen Kulturerbe Chinas ernannt wurde. Auch der Besuch der Manufaktur Phoenix Art Ceramics zeigte, dass noch heute nach traditionellen Formen und Dekoren produziert wird.
In der Keramikwerkstatt von Meister Wang konnte die Gruppe der Bemalung von Keramiken beiwohnen. (© Museen Schloss Aschach, Foto: Josefine Glöckner)
Der Besuch der kaiserlichen Porzellansammlung in Peking war ein Highlight der Reise.
(© Museen Schloss Aschach, Foto: Josefine Glöckner)
Impulse für die Zukunft
Die Kunstreise bot eine einmalige Gelegenheit, sich auf die Spuren von Karl Graf von Luxburg zu begeben und Orte zu besuchen, an denen er als Gesandter einst unterwegs war. Die traditionelle Keramikherstellung vor Ort erleben und Vergleichsstücke von Objekten der eigenen Sammlung persönlich in Augenschein nehmen zu können, tragen zum tiefergehenden Verständnis der Aschacher Sammlung bei.
Neu geknüpfte Kontakte bieten außerdem die Möglichkeit, neue Fragestellungen zu einzelnen Aschacher Objekten mithilfe der chinesischen Fachleute zu klären. Während der Reise entstanden bereits erste Ideen für Ausstellungen und neue Veranstaltungsformate in den Museen Schloss Aschach.